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Samstag, 17. April 2010

Frauensprache, Männersprache

''War doch nur ein Vorschlag, kein Auftrag!''
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Aus : Sueddeutsche Zeitung, 21.04.2006, 14:32
Ein Interview von Silke Lode
Indonesische Übersetzung von Ebeth Resmol
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Männer und Frauen reden im Job oft aneinander vorbei - sie haben unterschiedliche Kommunikationsstile. Aber lassen sich diese Missverständnisse tatsächlich durch das Geschlecht erklären?

Frauen und Männer reden oft aneinander vorbei – das ist zumindest eine weit verbreitete Ansicht. Helmut Ebert ist Professor am Institut für Germanistik der Universität Bonn, er hat überprüft, ob es tatsächlich verschiedene Sprachstile von Männern und Frauen gibt.

Ebert beschäftigt sich mit Organisationskommunikation – das ist die zum Beispiel Kommunikation mit Mitarbeitern, Kunden und Aktionären.

Zusammen mit Gabriele Dafft vom Amt für rheinische Landeskunde hat er das Sprachverhalten von Männern und Frauen in Arbeitsbesprechungen beobachtet und analysiert.

Im Sommer erscheint daneben Eberts "Handbuch Bürgerkommunikation", das sich an Verwaltungen wendet und aufzeigt, wie man verständliche Schreiben formuliert.

sueddeutsche.de: Herr Ebert, Sie haben jetzt wissenschaftlich belegt, dass es im Berufsalltag markante Unterschiede in der Sprache von Männern und Frauen gibt – wie haben Sie das herausgefunden?

Helmut Ebert: Wir wollten feststellen: Gibt es wirklich diese Unterschiede? Können wir unterschiedliche Stile identifizieren? Zu dem Zweck haben wir vier Arbeitsbesprechungen in der Zentrale des Landschaftsverbandes Rheinland aufgezeichnet. Das hat rund 100 Seiten Text ergeben, den wir anschließend ausgewertet haben.

Wir haben darauf geachtet, dass wenigstens eine Arbeitsbesprechung von einer Frau geleitet wurde. Drei Besprechungen führte ein Mann. Die Teilnehmer waren etwa zu gleichen Teilen Männer und Frauen.


sueddeutsche.de: Gab es ein Ergebnis, das Sie überrascht hat?

Ebert: Überraschend war die Bestätigung: Es gibt verschiedene Stile. Ich nenne das soziale Stile, weil natürlich auch Männer weibliche Stilzüge verwenden. Allerdings nicht so häufig.

sueddeutsche.de: Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie Männer oder Frauen ihre Anliegen unterschiedlich zum Ausdruck bringen?

Ebert: Ein Beispiel sind Aufforderungen. Die werden von Frauen häufiger indirekt formuliert, Männer sind direkter. "Du gibst mir das dann jetzt, bitte!" - das wäre eine männliche Formulierung, "Könnte ich das vielleicht haben?" eine weibliche.

Die Folge: Eine Frau fordert einen Mann indirekt zu etwas auf. Wenn der Mann das Muster nicht versteht, kann es sein, dass er nicht auf die Forderung eingeht. Seine Tatenlosigkeit ist Folge eines Missverständnisses: "War doch nur ein Vorschlag, kein Auftrag."


sueddeutsche.de: Gibt es weitere markante Unterschiede?

Ebert: Lösungsvorschläge sind ein anderes Beispiel. Während der Entscheidungsfindung präsentieren Frauen offen und tolerant Lösungen als "Möglichkeiten". Männer bieten ihren Vorschlag eher als endgültig an.

Für Frauen ist die geäußerte Position also verhandelbar, für Männer nicht wirklich. Allerdings gehen Männer davon aus, dass auch die Lösungsvorschläge von Frauen nicht verhandelbar sind. Daher ist es schwierig, Entscheidungen im Konsens zu treffen.

sueddeutsche.de: Sie haben auch zehn Erfolgsregeln für gelungene Kommunikation entwickelt. Da sprechen Sie an, dass man falsche Bescheidenheit, aber auch übertriebene Selbstinszenierung vermeiden soll. Lassen sich diese beiden Eigenschaften den Geschlechtern zuordnen?

Ebert: Ja, das hat unser Ergebnis gezeigt. Frauen werten häufig die eigene Arbeit und die eigene Person ab, Männer neigen dazu, die eigene Person und Leistung aufzuwerten, auch in Bewerbungen, wie ich an anderer Stelle gezeigt habe.

Das hat zur Folge, dass die Leistungen der Frauen von Vorgesetzten nicht wahrgenommen werden und ihr Potential nicht voll ausgeschöpft wird. Aber das ist natürlich kein Naturgesetz. Jeder Mensch kann den Sozialstil des anderen Geschlechts erwerben.


sueddeutsche.de: Wie können Männer oder Frauen die jeweils anderen sozialen Stile erlernen?

Ebert: Zum einen geht es um das Bewusstmachen unterschiedlicher Muster, zum anderen muss man schauen, wann welches Verhalten eigentlich zielführend ist. Dann setzt eigentlich ein Stück Verhaltenstraining an. Man kann erlernte Muster nur bedingt ändern, indem man die Muster erklärt. Das Erklären und Durchschauen ist der erste Schritt. Das Einüben ist der zweite Schritt.


sueddeutsche.de: Sind einige ihrer Erfolgsregeln besonders wichtig?

Ebert: Für Männer könnte es die Regel sein: "Bei der Entwicklung von Lösungsvorschlägen ruhig mal laut denken", also die Gedanken mitteilen und nicht schweigen, bis man die Lösung gefunden hat und diese dann als endgültig hinstellen.

Für Frauen könnte gelten: Wichtige Beiträge sprachlich hervorheben, um die Aufmerksamkeit der Männer sicher zu stellen.

Und für beide gilt: Man muss daran denken, dass dem Erfolg in der Sache der Erfolg auf der Beziehungsebene vorausgeht. Und die Beachtung der Beziehungsebene meint nicht die Hinwendung zu einer "Kuschelkommunikation", sondern gemeint ist, dass nur gegenseitige Anerkennung und Respekt ein positives Gesprächsklima schaffen. Letztlich ist die Gleichheit der Kommunikationspartner Voraussetzung für Fortschritte.


sueddeutsche.de: Haben Sie sich selbst schon einmal ertappt, dass Sie an Ihren Kolleginnen vorbeireden?

Ebert: Da muss ich nachdenken. Ich glaube ja. Leider fällt mir im Augenblick kein konkretes Beispiel ein, aber mein bester Korrektor ist meine Frau.


sueddeutsche.de: Und mit Ihren Kollegen passiert Ihnen das nicht?

Ebert: Schon, vielleicht mit Kollegen oder Geschäftspartnern, die sehr dominant männliche Verhaltensmuster verwenden. Ich formuliere oft zurückhaltend und verwende sicherlich auch "weibliche" Stilmerkmale, sonst wäre ich vermutlich auch nicht zu diesem Thema gekommen.


sueddeutsche.de: Aber ist dann dieses Kommunikationsproblem nicht vielmehr ein Problem zwischen verschiedenen Menschen und Typen als ein Problem zwischen den Geschlechtern?

Ebert: Unser Ausgangspunkt war die Frage: Sprechen Frauen anders als Männer? Und das lenkt tatsächlich die Aufmerksamkeit ein wenig in eine falsche Richtung, als sei das Ganze eine Sache des biologischen Geschlechts. Ich würde sagen, es ist ein allgemeines Problem unterschiedlicher Menschentypen bzw. sozialer Stile, und die kann man eben auch an Verhaltensmustern von Frauen und Männern festmachen.

Man sollte vielleicht nicht von "dem weiblichen Stil" und "dem männlichen Stil" sprechen. Dann vermeidet man das Missverständnis, es ginge um so etwas wie eine "biologische Programmierung". Es geht vielmehr um soziale Verhaltensmuster. Bestimmte Stilzüge werden ja auch durch die Sozialisation als Mädchen oder Junge erlernt.


sueddeutsche.de: Warum haben Sie dann in Ihrer Studie die Kategorien 'Männer' und 'Frauen' so stark hervorgehoben?

Ebert: Das war der Ausgangspunkt, und das ist ja auch nicht widerlegt worden. Aber wir wollten nicht den Eindruck verfestigen, alles sei eine Sache des Geschlechts. Es geht um Muster, die sich auch am Geschlecht festmachen lassen, obwohl das Geschlecht nicht die Ursache ist, sondern die Sozialisation, die Erziehung und die Kultur, die z. B. die Organisation der Arbeit seit ewigen Zeiten am Geschlecht festgemacht hat. Dadurch wurde eine "Grenze" zwischen den Geschlechtern gezogen, die kulturell rigider ist, als es die Natur jemals vorgesehen hat.

(sueddeutsche.de)

Lesen Sie diesen von Ebeth Resmol uebersetzten Text ins Indonesisch


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